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Publikation

Bertelsmann-Stiftung

Die Digitalisierung verändert, wie wir kommunizieren, arbeiten, einkaufen – kurzum: wie wir leben. Schon lange sind Zeitungen und Politikerreden gespickt mit Begriffen wie „Industrie 4.0", „Big Data" oder „Digitale Agenda". Die Digitalisierung scheint als unaufhaltsamer Megatrend im öffentlichen Bewusstsein angekommen zu sein. Doch vieles dreht sich dabei vor allem um die Frage, wie der digitale Wandel die Wirtschaft verändert. Viel zu wenig diskutieren wir hingegen, wie die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändert. Wenn Netzzugang als unverzichtbarer Teil öffentlicher Daseinsvorsorge gilt und Maschinen über menschliche Schicksale entscheiden, geht es aber um mehr als neue Geschäftsmodelle. Es geht ums Gemeinwohl im digitalen Zeitalter!

Bislang werden die digitalpolitischen Diskurse stark von Partikularinteressen dominiert. Egal ob bei der Vergabe von Funkfrequenzen oder bei der Datenschutz-Debatte: In der Regel dominiert die Wirtschaft den Diskurs, indem sie ihre Interessen bündelt und sich so entsprechendes Gehör verschafft. Politische Entscheidungsträger befinden sich meist in einer reaktiven und noch viel zu selten in einer gestaltenden Rolle. Gemeinnützige Akteure aus der Zivilgesellschaft sind in der Digitalisierungsdebatte kaum existent. So fehlen bei entscheidenden digitalpolitischen Weichenstellungen wichtige Stimmen, die sich proaktiv für gemeinwohlorientierte Lösungen einsetzen könnten. Im Ergebnis finden Ansätze mit dem Ziel, die Digitalisierung in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, kaum Resonanz und Beachtung im öffentlichen Diskurs.

Ziel des gemeinsamen Projekts der Stiftung Neue Verantwortung und der Bertelsmann Stiftung „Gemeinwohl im digitalen Zeitalter" war es daher, gemeinwohlorientierte Akteure für zentrale Fragen des digitalen Wandels zu sensibilisieren und ihnen eine Positionierung im politischen Diskurs zu ermöglichen. Im Rahmen einer dreiteiligen Workshopreihe diskutierten Vertreter deutscher Stiftungen, aus dem Wohlfahrtsbereich, des Verbraucherschutzes und der bestehenden netzpolitischen Zivilgesellschaft prägende Phänomene einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft – und wie sie sich aus gemeinnütziger Perspektive in der digitalen Sphäre stärker engagieren können.

Die drei in dieser Broschüre gebündelten Impulspapiere beleuchten die Workshop-Themen – digitale Infrastruktur, Daten und Algorithmen sowie digitale Plattformen – aus dem Blickwinkel des Gemeinwohls. Sie identifizieren Herausforderungen, Handlungsbedarfe und einige konkrete Anregungen für zivilgesellschaftliches Engagement. Denn Leitbild der Digitalisierung darf nicht das technisch Mögliche, sondern nur das gesellschaftlich Wünschenswerte sein.